Erneute Debatte über Putenmast

logo_wkonline.jpgKritiker der Großanlage argumentieren mit Studie vor dem Gemeinderat  

Von Hannelore Johannesdotter Ganspe. Der Rat der Gemeinde Berne hat, wie zu erwarten war, das gemeindliche Einvernehmen zum Bau des neuen Putenmaststalles im Ortsteil Campe hergestellt. Die Grüne Antje Neuhaus Scholz und Werner Krinke (parteilos) stimmten dagegen. Die Suche nach Alternativen werde fortgesetzt, sagte Verwaltungschef Franz Bittner.
Unter den rund 60 Besuchern der jüngsten Ratssitzung waren auch Gegner des Putenstalls am Berner Ortseingang. In der Einwohnerfragestunde prüfte Jan Lawrentz, ein Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Stall, die Kenntnisse der Ratsmitglieder mit einer Frage nach der NiLS-Studie. Keiner kannte sie. hc_062.jpg
Die Niedersächsische Lungenstudie (NiLS) hat im Südoldenburgischen die Auswirkungen der Abluft von Intensivtierhaltungsanlagen untersucht. Danach konnten Keime solcher Anlagen in Hauptwindrichtung noch in 500 Metern Entfernung nachgewiesen werden. Unter dem Stichwort “Wohlergehen ist wichtiger als Wohlstand” machte Lawrentz die Ratsmitglieder aufmerksam, dass in der Graf-von-Münnich-Straße im Neubaugebiet an der Glüsinger Helmer bereits fünf bis sechs Häuser leer stünden, es schwierig sein werde, sie zu verkaufen, da die Grundstücke wegen der Nähe des Putenmaststalls an Wert sinken würden. Er befürchtete auch, dass die Immobilien möglicherweise an soziale Problemgruppen vermietet werden könnten.
Bürgermeister Bittner erklärte, im Gemeinderat säßen nicht 19 Emissionsschutzexperten. Für Fragen wie die nach der NiLS-Studie solle sich Lawrentz an den Landkreis als Baugenehmigungsbehörde wenden. Die Gemeinde müsse auf die Einhaltung der rechtlichen Normen achten, und, setzte er mit Nachdruck hinzu, werde das auch tun.
Der Vorsitzende des Berner Bürgerforums und Ex-Bürgermeister Bernd Bremermann bemängelte, dass der Rat nicht in der Lage sei, über den Putenmaststall zu entscheiden. Warum werde nicht über eine Veränderungssperre und Bauleitplanung Einfluss auf die Entwicklung am Ortseingang genommen?, wollte er wissen.
“Das sagt gerade der Richtige”, konterte Bittner und erinnerte, dass der Putenstall-Antrag inzwischen fast zwei Jahre alt sei. “Gemeindliche Entwicklungsplanung – das war Ihre Aufgabe. Zukunftsplanung aus Ihrer Hand konnte ich nicht entdecken.” Von einem Bebauungsplan im Hinblick auf den Stall wollte Bittner nichts wissen. “Das bedeutet gewerbliche Putenmast”, klärte er auf. Die Verbesserung der Berner Ortseinfahrt in Campe bleibe ein Ziel, zu berücksichtigen seien aber auch die landwirtschaftlichen Anforderungen.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: Die Norddeutsche WEM Seite: 10 Datum: 18.12.2009