Verein symbolisch zu Grabe getragen

logo_wkonline.jpgVon Hannelore Johannesdotter Berne.

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Die Enttäuschung geht manchmal seltsame Wege. So machten offenbar Mitglieder der Spielvereinigung (SVG) Berne ihrem Bedauern über die ablehnende Haltung des Berner Gemeinderates in Sachen Kunstrasenplatz Luft: Sie trugen den Fußballverein in einer plakatgroßen Todesanzeige schon einmal zu Grabe.svg-grab1.jpg
Ob sie der Sache damit einen guten Dienst erwiesen haben, bezweifelt selbst Jörg Beyer, Vorsitzender der Spielvereinigung. “Ich weiß nicht, wer dafür verantwortlich ist, ich habe nur davon gehört”, erklärte er. Das Plakat sei mit dem SVG-Vorstand nicht abgesprochen worden, und werde von ihm auch nicht gutgeheißen. “Wir vom Vorstand möchten das Ganze nicht zu sehr hochziehen, sondern in Ruhe  versuchen, die Ratsmitglieder davon zu überzeugen, dass es im Moment die beste Lösung wäre, den Kunststoffrasenplatz so schnell wie möglich zu erneuern. Dass das Geld fehlt, wissen wir natürlich auch. Aber wenn alle Fraktionen sich an einen Tisch setzen, kann man vielleicht auch Lösungen finden.” Auch Bernd Bremermann, Vorsitzender des “Bürgerforums Berne”, lehnt die Verantwortung für die Todesanzeige ab, kann ihr allerdings auch gute Seiten abgewinnen. Über die Art und Weise könne man sicherlich streiten, sagt er, aber durch sie sei das Augenmerk auf die Problematik gerichtet worden. Es habe wohl Druck ausgeübt werden sollen, vermutet er., und erinnert an die “emotionsgeladene Diskussion” bei der Dezember-Ratssitzung im TuS-Vereinsheim. Besonders habe die Besucher die Art und Weise enttäuscht, wie mit dem vom Ratsherrn Werner Krinke gestellten Dringlichkeitsantrag zur Sanierung des Kunstrasenplatzes umgegangen wurde. “Die Ratsmitglieder saßen alle mit hängenden Köpfen da, keiner wollte Farbe bekennen.” Bürgermeister Bittner habe alleine dagestanden. “Da ist keine Bürgernähe erkennbar”, findet Bremermann. An der Tür zur Spielhalle Ganspe, auch vor dem Rathaus und an weiteren Stellen in Berne wurde das Plakat gesichtet, und auf Weisung vom Leiter des Fachbereichs II, Michael Heibült, an allen Plätzen umgehend entfernt. “Die Plakate hingen im öffentlichen Straßenraum. Dazu waren die Plakatierer nicht legitimiert.” Sie hätten sich eine Genehmigung dafür einholen müssen. Der Leiter des Berner Ordnungsamtes hat deshalb nicht lange fackelt: “Ich habe ein Ordnungswidrigkeitenverfahren angestrengt.” Die Spielvereinigung sei angeschrieben und aufgefordert worden, dazu Stellung zu nehmen.
Die Ratsvorsitzende und stellvertretende Bürgermeisterin, Karin Logemann (SPD), hatte Kenntnis von der Anzeige. “Sie ist mehr als geschmacklos und natürlich nicht vom Gemeinderat autorisiert, geschweige denn initiiert worden”, gibt sie Auskunft.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: Die Norddeutsche WEM Seite: 5 Datum: 12.01.2010