Anwohner klagen über mehr Lastwagen

logo_wkonline.jpgPolitik und Verwaltung wollen sich nach Bürgerantrag mit der 633786_1_teasersmallnocrop_506da5a3b3c71
Situation an der Deichstraße beschäftigen
Von

Weserdeich. Anwohner der Deichstraße klagen über zunehmenden Schwerlastverkehr. Sie befürchten Schäden an der Bausubstanz ihrer Häuser. Navigationsgeräte für Lastwagen weisen die Deichstraße als kürzeste Strecke zu den Werften aus. Der Landkreis Wesermarsch nimmt die Klagen ernst, sieht sich gleichwohl jedoch in einem Dilemma: Die Deichstraße ist als Kreisstraße dem überörtlichen Verkehr gewidmet.

Weserdeich. Die Klagen von Anwohnern über den Verkehr auf der Deichstraße (Kreisstraße 217) reißen nicht ab. Seit Jahresanfang beobachten sie dort eine Zunahme der Zahl schwerer Lastwagen mit Anhängern. Nicht selten weisen die Kennzeichen darauf hin, dass es sich um überregionalen Warenverkehr handelt. Die Deichstraße sei für diesen Verkehr nicht stabil genug, die Bausubstanz der direkt an der Straße stehenden Gebäude leide, argumentieren die Anwohner.

633787_1_teasersmallnocrop_506da5a43a5b3
Die Betroffenen wünschen sich im Abschnitt zwischen der B 74 in Ranzenbüttel und der L 875 in Motzen ein Tempolimit von 30 Kilometern in der Stunde und für Lastwagen ein maximales zulässiges Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen. Mit diesem Inhalt hat der Anlieger Jürgen Ahrens aus Weserdeich einen Antrag an den Landkreis Wesermarsch als Straßenbaulastträger gestellt. Kopien des Antrags sind an die Ratsfraktionen sowie die Berner Gemeindeverwaltung gegangen.

Wie Ahrens hat auch Irmgard Gau aus Weserdeich eine Vermutung, warum die Anlieger eine Zunahme des Verkehrsaufkommens beobachten können. Sie führt an, dass zu den LKWs noch schwere Traktoren mit Sandanhängern kommen. Galt für die Deichstraße im Bereich der Engstelle an der Warflether Kirche mehrere Jahre ein Durchfahrverbot für Kraftfahrzeuge über einem zulässiges Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen – verursacht durch das im Kurvenbereich stehende Hille-Haus –, wurden Anfang dieses Jahres die Schilder entfernt, die Durchfahrt also wieder erlaubt. Der sachliche Grund für das Verbot, in diesem Fall die Existenz des Hille-Hauses, sei nicht mehr gegeben, hatte der Landkreis die Freigabe gegenüber der Gemeinde begründet.

Die Kreistagsabgeordnete Karin Logemann (SPD) ist wegen der Klagen beim Landkreis Wesermarsch vorstellig geworden. Dort habe sie erfahren, dass die K 217 eine klassifizierte lastfreie Kreisstraße sei, die laut Gesetz der Abwicklung des überörtlichen Verkehrs diene. Beschränkungen von Tempo und Gewicht seien hier grundsätzlich schwerer möglich als auf Gemeindestraßen.

Wegen der Beschwerden habe der Landkreis die K 217 fest im Blick, erfuhr Karin Logemann. In Abständen erfolgten Messungen der Geschwindigkeit und Zählungen. Danach habe sich von 2005 bis 2011 der Kraftfahrzeug-Verkehr von 2180 auf 1861 Fahrzeuge pro Tag verringert. Der Anteil des Schwerlastverkehrs – darunter versteht der Landkreis die großen Lastzüge im Transitverkehr – sei auf drei Prozent gesunken. Signifikante Übertretungen der Geschwindigkeit kann der Landkreis ebenfalls nicht bestätigen. Das Niveau sei im genannten Zeitraum von 56 auf 61 Kilometer in der Stunde leicht gestiegen, bei LKWs erhöhte es sich von 48 auf 54 Kilometer in der Stunde.

Eine interessante Beobachtung hat Clemens Rittel vom Bürgerforum Berne gemacht. Er suchte in einem Navigationsgerät für LKWs nach der Empfehlung für die kürzeste Route von Brake zu den Werften nach Motzen und Lemwerder. So lange die Schilder standen, sei der Weg über die B 212 und die L 875 angegeben worden, berichtet er.

"Nur wenige Wochen nach der Entfernung der Schilder war die Route aktualisiert", stellte er fest. Jetzt zeige das Gerät die Strecke über die Deichstraße als die kürzeste an. Das Bürgerforum Berne unterstützt den Antrag von Jürgen Ahrens.

"Die Deichstraße ist ein Dauerbrenner seit Jahren", weiß auch Sachbearbeiter Andreas Hoppe beim Landkreis Wesermarsch. "Ich will nicht in Abrede stellen, dass die Anlieger mit ihren Beobachtungen Recht haben." Dennoch sieht er bei der Klassifizierung der Straße für den überörtlichen Verkehr und konsequenter Anwendung der Straßenverkehrsordnung (StVO) die Schwierigkeit, regulierende Maßnahmen zu ergreifen. "Ich befinde mich in der Situation, dass ich auf einer Straße etwas unterbinden soll, wofür sie klassifiziert ist", zeigt er das Dilemma auf.

"Wir müssen als Verkehrsbehörde alle im Fokus haben: die Verkehrsteilnehmer wie auch die Anlieger." Hoppe versichert, der Antrag von Jürgen Ahrens werde nicht in der Schublade verschwinden, sondern auf die Tagesordnung der nächsten Straßenverkehrssitzung am Donnerstag, 11. Oktober, kommen. Da träfen sich die Straßenbaulastträger mit den Vertretern von Polizei und Straßenmeistereien. Karin Logemann regte einen Ortstermin mit Beteiligung der Gemeinde Berne an.

Im Übrigen habe der Landkreis baulich keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Dagegen stehe die Bebauung auf der einen, der Deich auf der anderen Straßenseite. Andreas Hoppe freut sich zumindest, dass Fußgänger und Radfahrer als schwächste Verkehrsteilnehmer auf der Deichstraße demnächst den neuen Radweg nutzen können.

Anwohner klagen über mehr Lastwagen

Politik und Verwaltung wollen sich nach Bürgerantrag mit der Situation an der Deichstraße beschäftigen

Zitat:

"Die Deichstraße

ist seit Jahren ein

Dauerbrenner."

Andreas Hoppe, Landkreis Wesermarsch